Auf den Geschmack von Alistair MacLean bin ich bereits vor drei Jahrzehnten gekommen. Damals stieß ich auf den Roman „Goodbye Kalifornien“ aus dem Jahr 1977. Es war eines der wenigen Bücher, das ich als Langsamleser in kürzester Zeit verschlungen habe. Seitdem landet immer mal wieder ein MacLean auf meinen Nachttisch und obwohl die Qualität seiner Werke sehr unterschiedlich ist, lese ich ihn doch noch gerne.
Der schottische Autor Alistair Stuart MacLean (21. April 1922 – 2. Februar 1987) gehört zu den erfolgreichsten Schriftstellern Europas. Nach seinem Dienst in der Royal Navy während des Zweiten Weltkriegs wurde er zunächst Lehrer und begann dann Mitte der 50er Jahre Thriller und Abenteuergeschichten zu schreiben. Mit Romanen, wie „Die Kanonen von Navarone“ oder „Eisstation Zebra“, die unter anderem auch seine Kriegserfahrungen verarbeiteten, wurde er bald zum Bestseller-Lieferanten. Viele seiner Bücher wurden verfilmt.
Im Zweiten Weltkrieg soll der Agent Major Peter Peterson mit einigen Getreuen zwei Funker in den jugoslawischen Untergrund schmuggeln. Ihr Auftrag lautet, deutsche Kampfpläne zu übermitteln und mit Petersons Hilfe Doppelagenten zu enttarnen. Dabei geraten sie immer wieder zwischen die Fronten von kommunistischen Partisanen, königstreuen Tschetniks und faschistischen Ustachen. Mit der Zeit wird zunehmen unklar, wer nun Freund oder Feind ist. Verrat, überraschende Wendungen und neue Bündnisse verkomplizieren die Situation zusätzlich. Am Ende scheint niemand so zu handeln, wie er eingangs vorgibt.
Selten habe ich einen Roman von etwas mehr als 189 Seiten (wie gesagt, ich bin ein Langsamleser) so schnell durchgelesen, wie „Partisanen“ aus dem Jahr 1982. Das lag auch an der leichtfüßig dahin plätschernden Handlung, die das Fehlen von echter Spannung geschickt überspielte. Peterson erinnert mich sehr stark an den Serienhelden Jack Reacher, der im Grunde jeder Situation problemlos gewachsen scheint. Überraschende Wendungen und neue Gegner beeindrucken ihn wenig, und fast hat es Eindruck, als wisse er stets, was als Nächstes geschieht. Oftmals ist es auch so, denn seinen ausgeklügelten Plan behält er für die meisten Beteiligten bis zum Schluss für sich.
Doch hier liegt auch das Manko des Romans. Peterson war einfach zu souverän. Selbst auf den ersten Blick bedrohlichen Situationen begegnet er stets mit einem lockeren Spruch, nur um danach das Ruder zu seinen Gunsten herumzudrehen. Die dadurch fehlende Spannung kann schnell als Oberflächlichkeit des Autors ausgelegt werden. Auch wenn man sich einen solchen Helden manchmal wünscht, war es an dieser Stelle doch sehr plakativ.

Dennoch ist der Roman durchaus unterhaltsam. Nur darf man keine nervenzerreißende Spannung erwarten. Die Handlung wirkt recht beliebig und spiegelt die Gräuel des Krieges nicht einmal in Ansatz wider. Doch das wäre auch nicht MacLeans Stil. Er ist eigentlich dafür bekannt, seine Sicht auf den Krieg oft stark zu verklären. Damit gewinnt er vor allem bei jenen Lesern, die keine Lehrstunde zum Thema kriegerische Auseinandersetzungen suchen, sondern die sich ohne großen Tiefgang gut unterhalten wollen. Und genau da liegt das Erfolgsrezept, das auch mich immer wieder zu diesem Autor treibt. Die Verbindung leichter Thriller-Unterhaltung und tatsächlicher Ereignisse macht vor allem deshalb Spaß, weil man nicht in die Tiefe gehen muss.
Damit ist die Gruppe derjenigen, denen ich den Roman empfehlen kann, eigentlich bereits genannt. Lesern, die sich gut unterhalten möchten, ohne dabei allzu tief in die Probleme der Welt eintauchen zu müssen, sei dieses Buch wärmstens empfohlen. Für mehr Hintergrund und Ernsthaftigkeit ist „Partisanen“ zu oberflächlich.

