Das Entsetzen unter den Hard-Core-Fans war groß, als Ford es wagte, sein Flaggschiff unter der Elektroflotte „Ford Mustang“ zu nennen. Und auf den ersten Blick wirkt das Ganze auch, wie ein vermeintlich raffinierter Marketing-Trick. Denn mit dem klassischen Mustang hat das Auto außer dem geschichtsträchtigen Logo nicht viel gemein.
Dennoch habe ich mir diesen Wagen als Einstieg in die Elektromobilität gekauft. Grund war hier auch, dass es wenig Laufleistung und viel Ausstattung für – im Vergleich zu Modellen ähnlicher Größe anderer Hersteller – wenig Geld gab.
„Wenig Geld“ ist selbstverständlich relativ, denn der Kaufpreis war nach wie vor nicht unerheblich. Dennoch habe ich deutlich von dem extremen Wertverlust dieses Modells profitiert. Dieser Wertverlust macht mir allerdings keine Sorgen, denn ich beabsichtige nicht, den Wagen so schnell wieder zu verkaufen.
Meine Entscheidung für das passende Elektroauto habe ich mir nicht leicht gemacht. Wochenlang sog ich sämtliche Informationen zu dem Thema auf, besuchte beinahe täglich mobile.de und autoscout24.de, um einen Überblick sowohl über die verfügbaren Modelle, als auch die Preise zu bekommen. Dabei stellte sich sehr schnell heraus, dass bestimmte Marken schon aufgrund der exorbitanten Gebrachtwagenpreise aus dem Rennen waren. Dazu zählen in erster Linie die deutschen Hersteller Volkswagen, Mercedes, BMW, Audi u.s.w.. Mal abgesehen von sehr hohen Preisen bei meist vielen bereits zurückgelegten Kilometern waren auch die Aussichten auf die Unterhaltskosten nur wenig erfreulich.
Die asiatischen Fahrzeuge hingegen waren entweder für meine Zwecke zu klein oder kamen aus China – für mich eine datenschutzrechtliche Horrorvorstellung. Gleiches gilt auch für Tesla, wobei hier zusätzlich die rechtlastige Gesinnung von Elon Musk mit einigem Gewicht in die Waagschale gefallen ist. Es versteht sich von selbst, dass Fahzeugtests, wie sie der ADAC durchführt ebenfalls in die Entscheidung eingeflossen sind.
Es dauerte einige Wochen bis am Ende genau zwei Fahrzeuge in meinem persönlichen Endspurt standen: Der besagte Ford Mustang Mach-e und der Skoda Enyaq iV 80. Lange Zeit wurden beide auch recht zahlreich in den Handelsportalen gelistet. Doch ausgerechnet, als die Entscheidung fallen musste, boten mir die Plattformen nur noch drei Enyaqs und sechs Mustangs an.
Also vereinbarte ich Termine bei den anbietenden Händlern und fühlte den offerierten Fahrzeugen ganz subjektiv auf den elektrifizierten Zahn. Die Fahrten sollten mich überzeugen. Anzug, Geräuschentwicklung, Komfort, Bedienbarkeit, Ausstattung waren dabei wichtige Punkte, denen ich meine Aufmerksamkeit widmete. Bei alledem gab es aber immer zwei klare K.O.-Kriterien: der Geruch und der Sound. Soll heißen, war der Vorbesitzer Raucher und hat der Wagen eine vernünftige Musikanlage eingebaut. Beides ist mir sehr wichtig und so flog leider ein Enyaq unmittelbar nach dem Öffnen der Tür und der austretenden Dunstwolke aus dem Rennen. Ein Zweiter disqualifizierte sich aufgrund einer grottenschlechten Musikanlage (und ein wenig wegen des offensichtlichen Desinteresses des Verkäufers, dieses Argument zu entkräften – vielleicht durch das Angebot einer kostenlosen Nachrüstung).
Vom Fahrgefühl konnte der Enyaq sich allerdings durchaus sehen lassen. Trotz seiner über zwei Tonnen zogen ihn seine 204 Pferdchen zügig über die Straße. Für mich wäre es völlig ausreichend gewesen.
Den Mustang habe ich gleich dreimal probegefahren, einmal in heckangetrieber Basisausstattung und zweimal als umfangreich ausgestattetem Allrad. Das angenehmste Fahrgefühl hatte ich dabei beim Hecktriebler. Die 269 PS zogen kräftig davon und die Fahrt selbst fühlte sich eher wie ein Cruisen an. Vergleiche mit einem Raumschiff drängten sich mir dabei durchaus auf. In diversen Kritiken hatte ich gelesen, dass der Wagen recht hart gefedert wäre, eine Beobachtung, die ich allerdings nicht bestätigen kann. Das liegt möglicherweise aber auch an der Tatsache, dass ich derzeit noch einen Toyota Avensis mit Sportfahrwerk fahre, das wirkllich hart gefedert ist.

Die Allrad-Variante des Ford Mustang Mach-e fährt sich ebenfalls sehr angenehm, wirkt aber im Handling deutlich schwerfälliger, was vermutlich daran liegt, dass die Vorderräder bei Lenken auch ein Wörtchen mitzureden haben. Dadurch geht der Cruising-Charakter etwas verloren und man muss eine Idee mehr Kraft für die Kurvenfahrten aufwenden. Diesen Umstand widmete ich aber nicht mehr aufmerksam, als notwendig. Denn ich denke, dass dieses Verhalten nur eine Frage der Gewohnheit ist.
Dafür hat mich bei beiden AWDs die gegenüber dem Basismodell deutlich umfangreichere Ausstattung überzeugt. Auch wenn ich gut ohne hätte leben können, führten die elektrische Heckklappe, die Memory-Funktion für Sitze und Spiegel und einiges mehr zu meiner schlussendlichen Entscheidung.
Jetzt war nun noch die Frage nach rot oder silber-blau. An dieser Stelle hat sich leider der Händler des roten Mustangs selbst aus dem Rennen katapultiert. Denn bei einer Probefahrt das Heck des Wagens mit den Winterreifen und Ersatz-Federbeinen des Wagens vollzupacken ist, gelinde gesagt, etwas unglücklich. Während der Fahrt klapperte und rumpelte es im Heck ständig und ich konnte das eigentlich Fahrgeräusch nur erahnen. Dabei war doch der Zweck der Probefahrt auch, auf störende Geräusche während der Fahrt zu achten. Doch an dieser Stelle fehlte es offensichtlich etwas an der nötigen Sensibilität für den potenziellen Käufer.
Als ich den Verkäufer, der schließlich meinen Zuschlag erhielt, spontan um eine Probefahrt bat, störte er sich sogar daran, dass der Wagen eine leichte Staubschicht aufwies. Deshalb wollte er ihn noch kurz durch die Waschanlage schicken, was ich aber nicht für erforderlich hielt. Doch zeigte es einen Verkäufer, der auch die Details im Blick hat.
Somit ist es am Ende dieser Wagen geworden und ich freue mich darauf, das Fahrzeug in nicht ganz zwei Wochen übernehmen zu dürfen. Für alle, die sich auch für den Mustang Mach-e interessieren, werde ich an dieser Stelle über meine Erfahrungen damit offen berichten. Da ich weiß, dass bei PKWs nicht alles Gold ist, was glänzt, werde ich sicherlich auf Negativpunkte stoßen. Doch dazu später mehr.
Ich habe diesen Beitrag rein aus persönlichem Interesse geschrieben. Es besteht keine Zusammenarbeit mit Ford oder anderen Unternehmen. Alle Marken und Logos gehören natürlich ihren jeweiligen Inhabern.