Wir schreiben das Jahr 2020. Die Welt ist im Ausnahmezustand. Eine lange Zeit der Einschränkungen kündigt sich an. Es herrscht eine Pandemie. Kontaktbeschränkungen zwingen die Menschen, in ihren Wohnungen und Häusern zu bleiben und ihre Freizeitaktivitäten auf jene zu beschränken, die in der freien Natur möglich sind. Auch das Reisen ist stark eingeschränkt und das hat zur Folge – keine Urlaubsreisen.
Als uns klar wurde, dass wir den bereits gebuchten Urlaub in Spanien nicht antreten können, war das natürlich enttäuschend. Wir hatten uns ein sehr schönes Ferienhaus ausgesucht. Tolle Ausstattung, schöner Garten jenseits der Touristen-Hochburgen und mit großem Pool. Den vermissten wir am meisten, sind wir doch alle begeisterte Wasserratten.
Eines Sonntags am Frühstückstisch wurde dann eine Spinnerei zur Realität. In den zurückliegenden Jahren haben wir immer mal wieder rumgesponnen, dass in unseren großen Garten doch gut noch ein Pool passen würde. Alles lachte dann immer, denn uns war klar, dass eine solche Sportstätte unsere finanziellen Möglichkeiten bei weitem übersteigen würden.
An diesem Morgen war es anders. Wir dachten an unser durch die Absage der Spanienreise zwangsweise frei gewordenes Urlaubsbudget und plötzlich schien die Spinnerei ein Stück näher an eine Umsetzung zu rücken. Vielleicht lässt sich da ja doch etwas machen. Vielleicht etwas größer, als ein 4 Meter Baumarktpool und mit Sandfilteranlage. Kaum hatte sich der Gedanke festgesetzt, begannen die Internetrecherchen, vorwiegend getrieben durch meiner Frau. Ich war nach wie vor skeptisch. Erst mal schauen, was bei dem Budget so möglich ist. Wir fanden eine Menge Pools, doch nichts wollte uns so recht zusagen. Alles sah zu sehr nach Baumarkt aus – billig und wenn es hoch kommt für maximal für zwei Sommer geeignet. Die professionellen Pools hingegen, egal ob aus Kunststoffblöcken, gemauert oder mit anderen Techniken erstellt, lagen weit über unserer Urlaubskasse.
Dann stießen wir auf die Webseite des österreicher Anbieters Pool-Partner und was wir dort fanden, entsprach deutlich mehr unseren Vorstellungen. So wurde aus der fixen Idee ein Plan. Zu diesem Zeitpunkt gingen wir allerdings mit einer gewissen Naivität an die Sache heran, was sich im Laufe der Zeit sowohl auf die veranschlagten Kosten, als auch auf den geschätzten Arbeitsaufwand auswirkte.
Wie ich dank der Webseite von Pool-Partner herausfand, gibt es in Bayern einen Importeur. Den befragten wir via E-Mail zu dem von uns erwählten Stahlwandpool der Serie “Woodline” (inzwischen nicht mehr im Programm). Die Antwort klang vielversprechend. Anfang Juni könnte der Pool bei uns sein. Der angebotene Preis lag zwar etwas über unserem Budget, aber wir hatten uns jetzt entschieden, also zogen wir das nun auch durch. Bald war das Becken bestellt und mit Beginn unseres dreiwöchigen Urlaubs ab Mitte Mai 2020 begannen wir mit den Vorbereitungen. Zu diesem Zweck hatte uns der Importeur eine Aufbauanleitung zur Verfügung gestellt. Die dort beschriebenen Vorarbeiten arbeiteten wir nun akribisch ab. Unser Plan: Alles ist bis zur Lieferung vorbereitet und in der letzten Urlaubswoche wird das Projekt mit Aufbau des Pools beendet. Doch es kam anders.
Denn bald erhielten wir die Mitteilung direkt von der Österreicher Zentrale, dass aufgrund der Corona-Pandemie offensichtlich ganz Europa beschlossen hatte, den Urlaub durch einen eigenen Pool zu ersetzen. Das führte zu einem massiven Lieferengpass beim Hersteller. Der sitzt, wie wir erfuhren, zu allem Überfluss auch noch in Kanada.
Also fanden wir uns damit ab, dass wir den Pool in diesem Urlaub wohl nicht mehr nutzen können. Statt dessen blieb uns jetzt für die Vorarbeiten mehr Zeit. Da ich beschlossen hatte, wirklich alles selbst zu machen, ich aber kaum abschätzen konnte, wieviel Zeit ich dafür benötige, beruhigte mich das zumindest ein wenig.
Aufgrund der vorgesehen Größe des Pools und einiger Büsche und Bäume auf unserer Rasenfläche, blieben nicht viele Möglichkeiten zur Platzierung. Also wählten wir eine Fläche direkt vor unserer Terrasse. So würden es später nur weniger Schritte von unserer Sitzgruppe ins Wasser sein. Zu diesem Zeitpunkt ging ich noch davon aus, dass diese Fläche weitgehend eben ist, was sich allerdings im Laufe der Grabungsarbeiten als Trugschluss erweisen sollte.
Für den Aufbau des Pools gab es drei Möglichkeiten: Einfach auf eine ebene Fläche stellen, halb oder ganz in der Erde versenken. Schon beim ersten Studium der Aufbauanleitung hatten wir uns für Variante “halb versenken” entschieden. Denn einerseits hatten wir bei der Auswahl des Designs auf ein Decor geachtet, das perfekt zu unserer Gartengestaltung passt, zum anderen – und das war der deutlich überzeugendere Grund – ist es ein himmelweiter Unterschied, ob wir eine Grube von 70 cm oder von 1,20 m Tiefe ausheben. Denn ich hatte beschlossen, dies mit reiner Körperkraft, also mit Schaufel und Schubkarre zu machen. Die Zeit dazu hatten wir. Dass rund 25 Kubikmeter Erde per Hand auszuheben nichts für Weicheier ist, haben wir zu diesem Zeitpunkt zwar geahnt, aber erst während der Arbeit selbst richtig feststellen müssen. Doch bald waren die ersten Spatenstiche getan.
Tag für Tag fand ich mich daraufhin in meinem Garten ein und buddelte. Oft half mir auch mein Sohn, doch da dies in erster Linie mein Projekt war, konnte und wollte ich das nicht von ihm verlangen. 10 Karren! Das war das Ziel für jeden Abend. Zehn Schubkarrenladungen im Schweiße meines Angesichts aus dem Gartenboden gehoben. Schnell merkte ich, dass die Lieferverzögerung des Pools in gewisser Weise ein Segen war. Denn ich schaffte zu Beginn dieser Arbeit nicht immer zehn Schubkarren. Es war für einen Bürohengst wie mich richtig harte Arbeit. Doch es trainierte auch. Denn gegen Ende der Arbeiten, sieben Container und eine ganze Dünenlandschaft an Hügeln auf der anderen Gartenhälfte später, schaffte ich tageweise sogar 15 Karren. Irgendwann war es dann fertig.
Doch dann kam ein Arbeitsgang an dem ich schier verzweifelte. Für den Aufbau des Pools musste die Grundfläche der Grube in alle Richtungen eben ausgerichtet werden. Es durften weder Gefälle in irgendeine Richtung, noch allzu grobe Unebenheiten auf der Bodenfläche sein. Nachdem ich mich mit einer langen Holzlatte eine ganze Weile erfolglos daran versucht hatte, gab ich auf. Statt dessen machte sich mein Sohn an die Begradigung und konnte mit sehr viel Geduld schließlich einen Erfolg verzeichnen. Die Grube war ausgehoben und wartete nun auf die erste Füllung: Schotter!
Als schließlich das erste Baumaterial geliefert wurde, waren wir somit vorbereitet. Die Lieferung des Pools verzögerte sich weiter und so hatten wir beschlossen, quasi zur Überbrückung der Wartezeit, vor dem Haus einen alten Holzzaun wegzureißen und durch eine mediterran anmutende Mauer zu ersetzen. Das machten wir so zwischendurch. Hierfür hatten wir zuvor einfach ein paar mehr von den Steinen bestellt, die wir auch beabsichtigten für die Außenanlage des Pools zu verwenden. Das Einbringen des Schotters, der als Grundlage für das Poolbecken diente, war relative schnell erledigt. An der Begradigung versuchte ich mich erst gar nicht. Das ließ ich gleich meinen Sohn erledigen.
Dann, Anfang Juli 2020, war es endlich soweit. Der Pool wurden geliefert. Die (gefühlt) tausend Einzelteile nahmen unsere gesamte Auffahrt ein. Insbesondere die Isolierung, die das Becken sowohl zusätzlich stabilisiert, als auch die Temperatur hält, war ziemlich sperrig. Die Heizung hatte ich zuvor anderweitig bestellt, wobei ich feststellen musste, dass es zunächst einiger Recherche bedurfte, um die passende Größe zu finden. Zur Heizung sei noch gesagt: Man sollte von diesem verhältnismäßig teuren und durchaus Strom fressenden Gerät keine Wunder erwarten. Je nach Außentemperatur schafft der Wärmetauscher am Tag vielleicht vier Grad (eine Erfahrung, die ich in meiner Naivität auch erst eine Weile nach Inbetriebnahme machen musste), was aber bei Wasser durchaus spürbar ist. Und wer nicht, wie ich, über ein Photovoltaikanlage verfügt, dem empfehle ich, gut überlegen, ob er bereit ist, die Stromkosten für diesen Luxus zu zahlen.
Der Aufbauprozess wurde in der Anleitung des Herstellers mehr schlecht als recht beschrieben. Aus diesem Grund schaute ich mir zusätzlich das eine oder andere Video bei Youtube an. Dort finden sich ein paar Aufbauhilfen von Menschen, die sich ebenfalls dieses Pool-Modell zugelegt haben.
Der erste Schritt ist die Montage der Seitenstützen, die mit stabilen Stahlbändern verbunden und verschraubt werden. Hier war die Kunst, die Bodenträger in den Schotter zu vergraben und alle sechs Seiten dabei korrekt auszurichten. Zusätzlich musste zudem der Boden eben bleiben, d.h. Schotter und Oberkannte der Träger mussten eine Ebene bilden. Wie die meisten Aufbauschritte sah auch dieser zunächst einfacher aus, als er am Ende war. Aber selbstverständlichen schafften Sohnemann und ich es.
Als nächstes werden Stabilisierungsplatten auf die Stahlträger geschraubt. Hat man vorher bei den Abständen nicht 100% sauber gearbeitet, beginnt nun erneut ein Schieben und Drücken, bis die Schraublöcher auch übereinander liegen. Dennoch war dieser Schritt eher einer der Leichteren.
Auch bei der Montage der Stahlwandführung machte sich bezahlt, wenn man zuvor möglichst gründlich gemessen und ausgerichtet hat. Das Verlegen der Elemente war relativ einfach. Wir beschlossen, unter die zwölf Kunststoffplatten, die später die Stahlwandstützen halten werden, Sechskant-Pflastersteine zur zusätzlichen Stabilisierung zu legen. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, diesen Tipp in einem der Youtube-Videos gesehen zu haben. Die Ausrichtung in der Länge und in der Breite kostete hingegen wieder ziemlich viel Zeit – trotz der klaren Maße in der Aufbauanleitung. Hatte man auf der einen Seite alles soweit ausgemessen, war die andere Seite wieder verschoben. So ging es eine ganze Weile hin und her bis wir schließlich eine 90%-Ausrichtung hatten und uns damit zufrieden gaben.
Einem Tipp in einem Youtube-Video folgend, bedeckten wir den Schotter noch einmal mit Sand. Das sollte einen zusätzlichen Schutz vor Löchern in der Pool-Folie bieten. Also wieder Schubkarren und Schaufeln auspacken und noch einmal begradigen (mein Sohn hatte da inzwischen schon Übung). Diese Aktion war allerdings denkbar sinnlos, denn als wir am nächsten Tag, die Styroporplatten für den Poolboden einlegen wollten (hiervon habe ich leider kein Bild), war der Sand getrocknet und verschwand zwischen dem Schotter. Außerdem sind die Styroporplatten so dick, dass sich dort niemals ein Stein durchdrücken würde. Wir hatten also lediglich Zeit verloren.
Und noch ein Arbeitsschritt sollte uns an dieser Stelle mehr Zeit kosten, als gedacht. In die Winkel zwischen Boden und Wand wurde ein ebenfalls aus Styropor bestehender abgeschrägter Eckenschutz geklebt. Damit drückt das Wasser nicht in die Ecke sondern auf die Schräge. Zur Anbringung wurde vom Hersteller des Pools ein Sprühkleber mitgeliefert. Ich bin mir nicht sicher, ob man bei der Kommissionierung des Pools schlicht einige Kartuschen vergessen hatte, aber es war defintiv viel zu wenig. Also mussten wir auf die nächste Amazon-Lieferung warten, die dank Prime aber recht schnell kam. Ein Versuch, den Kleber bei einem der Baumärkte in der Umgebung zu kaufen scheiterte kläglich.
Das Herzstück des Pools (gefühlt Tonnen schwer) war zu unserer Überraschung verhältnismäßig einfach zu montieren. Das lag vermutlich aber auch daran, dass wir mit fortschreitenden Arbeiten aus der gesammelten Erfahrung heraus immer akibischer mit dem Zollstock umgingen und kleinste Abweichungen vom Soll solange korrigierten, bis es perfekt war. Die Stahlwandführung war es unsere Ansicht nach zwar nicht (sie erinnern sich, das waren die 90%), aber es schien zu reichen. Schließlich lagen beide Enden beinahe perfekt übereinander und konnten bequem verschraubt werden.
Ebenfalls leichter als zunächst gedacht ließ sich die Folie in die Stahlwanne einhängen. Da es hier verschiedene Verfahren gibt, befürchtete ich, dass unser Pool ausgerechnet eine der komplizierterne Montagemöglichkeiten bieten würde. Doch statt dessen hatte die Folie oben eine Gummilippe, die lediglich auf die Stahlwandkante gedrückt werden musste, was recht einfach zu bewerkstelligen war. Deutlich mehr Aufwand kostete es jedoch, die Wellen und Falten aus dem Boden und den Wänden zu bekommen. In knöcheltiefem Wasser strichen, schoben und ruckelten wir an der Plane herum, doch es war unendlich mühselig. Wie schon bei der Begradigung des Grubenbodens, packte meinen Sohn der Ehrgeiz und nachdem ich resigniert aufgegeben hatte, machte er alleine weiter. Gelobt sei seine Geduld, denn auch dieses Mal war er es, der das erreichte, wofür ich vermutlich noch drei Wutanfälle lang gebraucht hätte.
Beim nächsten Arbeitsgang schlug erneut die Stunde meines Sohnes. Man konnte noch so genau arbeiten und vielleicht waren es die lediglich 90%, die wir bei der Ausrichtung der Stahlwandführung erreicht hatten, aber auch die Montage des Handlaufs erwies sich als schwieriger, als zunächst gedacht. Eigentlich müssen die Handlaufenden lediglich auf die Stützen geschraubt werden. Doch wenn sich die Schraublöcher beim besten Willen nicht übereinander legen ließen, hieß es drücken – oder in diesem Fall hämmern. Anfangs ließen sich die Handlaufschienen noch gut anschrauben, doch je näher wir dem Ende kamen, desto enger wurde es. Zum Schluss half nur noch der Gummihammer und viel Geduld, die wieder mein Sohn aufbrachte.
Gleichzeitig als Druckschutz und Isolierung dient eine dicke Styroporwand, die über die gesamte Höhe des Erdreichs an der Außenseite der Stahlwand angebracht wird. Theoretisch sollten die Einzelteile so geformt sein, dass sie genau zwischen die Träger passen. Da aber ein Becken nie absolut gerade aufgebaut wird, nicht bei den Dimensionen, sah es in der Praxis dann doch ganz anders aus. Es entstanden relativ große Lücken zwischen den einzelnen Dämmteilen und zur Stahlwand hin. Dank Youtube wusste ich aber, dass man sich hier mit Bauschaum helfen konnte – den ich selbstverständlich in der erforderlichen Menge nicht rumliegen hatte. Also stand wieder ein Baumarktbesuch an. Dort wurde ich belehrt, dass es hier eine reichhaltige Auswahl gibt, je nach Anwendungszweck. Doch keiner der vorgesehen Zwecke bezog sich auf Schwimmbäder. Also wählte ich den Schaum, der mir am wahrscheinlichsten erschien und wir konnten die Isolierung weitgehend lückenlos befestigen.
Der Pool stand. In einer offenen Grube zwar, aber die grobmotorischen Arbeiten waren fast erledigt. Fast deshalb, weil wir ja die Grube wieder zuschütten mussten, hierzu hatten wir ausreichend Erdreich in dünengleichen Haufen im Garten verteilt, was übrigens dazu führte, dass wir später reichlich Rasen nachzusäen hatten.
Und wieder waren es mindestens 10 Schubkarren pro Tag, und erneut war es überaus schweißtreibend. Als ein Großteil der Befüllung erledigt war, ging jedoch die Ungeduld mit mir durch. Ohne bereits die Heizung mit einzubinden, schloss ich Pumpe und Sandfilter an und ließ Wasser ein. Bei 27.000 Litern braucht das aber mit einem normalen Gartenschlauch seine Zeit. Geplant war, Zu- und Ablaufschlauch durch ein entsprechend dimensioniertes KG-Rohr unter dem Rasen bis zur Filteranlage zu führen. Die Rohre waren aber noch nicht eingetroffen. Also musste ein eher unschönes Provisorium her – hochgehalten wegen unseres Mähroboters.
Pumpe und Sandfilter stellte ich in der Nähe des Pools auf Waschbetonplatten. Zum Glück hatte ich diesen Platz in der hinteren Ecke unseres Grundstücks gewählt, denn die erste Inbetriebnahme der Anlage zeigte, dass die Geräuschentwicklung nicht unbeträchtlich war. Schon kamen bei mir Befürchtungen auf, dass unsere Nachbarn plötzlich mit dem Pool so gar nicht mehr einverstanden wären. Gegen die Lautstärke musste ich also noch etwas unternehmen.
Ein Abenteuer sollte mir aber noch bevorstehen. Das begann, als ich die Heizung asnchließen wollte. Diesen Arbeitsschritt hatte ich zunächst ausgelassen, weil im Handbuch des Geräts eine Reihe von Hinweisen eindringlich davor warnten, den Anschluss selbst vorzunehmen. Da auch kein normaler Stecker dabei lag, sondern lediglich ein langes Erdkabel mit zwei losen Kabelendenden aus dem Gerät ragte, wollte ich doch lieber unseren Elektriker zu Rate ziehen. Der kam eines Abends vorbei, sah sich die Sache an und meinte, ich solle mir einen Außenstecker kaufen, den anbauen und das ganze in die ganz normale Steckdose stecken. Mehr sei nicht erforderlich. Gesagt getan, Strom war da.
Die Rohrleitungen hingegen waren eine Wissenschaft für sich. Bisher hatte ich ja lediglich flexible Zu- und Ablaufschläuche direkt an die Filteranlage angeschlossen, doch nun sollten fest verlegte PVC-Rohre diese einfache Konstruktion ersetzen. Also begann mit einer Art Planung. Denn eigentlich hatte ich keinen Schimmer, was ich da machte. Es war eher ein Ahnen, Schätzen und Ausprobieren. Dabei lernte ich, der ich bisher noch nie PVC-Rohre verarbeitet hatte, einiges zu diesem Thema. An welche Stelle baut man besser keine Rückflußventile ein (etwas, das mir allerdings erst viel später klar wurde), wo man besser ein Absperrhebel einbauen sollte und was ein Bypass in diesem Zusammenhang ist. Eine der wichtigsten Erkenntnisse war jedoch, dass einmal mit Kleber bestrichene und zusammengefügte Teile sich kein Stück mehr bewegen, geschweige denn sich wieder voneinander lösen ließen. Einmal verbunden, für immer verbunden. Fehler lassen sich nicht rückgängig machen.
Mal abgesehen davon, dass ich in meiner Naivität die Kosten für die Rohrleitungen vorher nicht bedacht hatte (die einzelnen Teile sind nicht teuer, aber in der Summe läppert es sich dann doch), kamen weitere Kosten und zusätzlicher Zeitverlust durch falsche Verklebung und Messfehler hinzu. Ich bezahlte im wahrsten Sinne des Wortes Lehrgeld.
Wegen meiner Befürchtung, die Nachbarn könnten sich durch die Lautstärke der laufenden Pumpe gestört fühlen (und natürlich auch, weil die Pumpe trocken stehen musste), überlegte ich, wie ich dem Problem zu Leibe rücken könnte. Ideal wäre ein kleines Gartenhaus, in dem ich die Anlage bequem im Zugriff hätte und die ich von innen schallisolieren könnte. Da die Kosten für den Pool ohnehin bereits weit über der Veranschlagung lagen, musste eine kleine Lösung her. Als baute ich eine Holzkiste, die ich innen mit Schallschluckmatten auslegte. Zumindest die Geräuschentwicklung der Pumpe wurde dadurch etwas reduziert. Was ich nicht bedacht hatte, war die Heizung. Denn auch die erzeugte im Normalbetrieb deutlich vernehmbare Geräusche – nicht viel weniger, als die Pumpe. Doch hierfür gab es schlicht keine Lösung. Sie muss im Freien stehen, da sie auf der einen Seite ungehindert Luft ansaugen muss, die sie nach Wärmeentzug auf der anderen Seite als Kaltluft wieder abgibt. Das funktioniert nicht in einer Kiste oder Hütte. Damit musste ich – und meine Nachbarn – leben.
Die klobige Filter-Kiste und die Heizung waren leider von unserer Terrasse aus kein besonders schöner Anblick. Doch auch hierfür wollten wir zunächst keine weiteren Kosten erzeugen. Allerdings hatte ich in einer Ecke noch ungefähr 20 Palisadenbalken liegen, die zwar schon ziemlich alt, aber noch voll intakt waren. Also vergrub ich sie kurzehand als Sichtschutz vor der Anlage.
Da wir gerade voll auf der mediterranen Welle schwammen, wollte ich auch die Einfassung des Pools in diesem Stil gestalten. Zu diesem Zweck hatte ich grobe, leicht rötliche Steinquader bestellt (die gleichen, die wir auch schon bei unserer Terrasse und der Mauer vor dem Haus zum Einsatz kamen) und als Umrandung um die Pool gelegt. Die Tropfrinne zwischen Steinen und Poolwand füllte ich mit kantigen gelben Kieselsteinen. Außerdem verlegte ich einen Weg von unserer Terrasse zur Leiter und integrierte dort ein Fußbecken. Hierzu beschaffte ich mir eine Edelstahl-Warmhaltewanne, wie sie in der Gastronomie oft verwendet wird. Not macht erfinderisch.
Inzwischen sind zwei Beete mit Zebragras, eine Fläche für zwei Liegen und ein passender Sonnenschirm hinzugekommen. Außerdem installierte ich am Kopf des Pools eine Halterung für eine Thermoplane. Die fertige Anlage ist im Headerbild in seiner ganzen Pracht zu bestaunen.
Als die erste fixe Idee aufkam, einen eigenen Pool in den Garten zu bauen, klang das Vorhaben einigermaßen überschaubar, sowohl im Hinblick auf den Arbeitsaufwand und die Komplexität, als auch was die Kosten betraf. Die Idee basierte ja auf einem von uns seit vielen Jahren unterschwellig gehegten Wunsch nach einem Pool. Deshalb recherchierten wir auch nicht übermäßig viel, als sich der Plan konkretisierte. Statt dessen gingen wir lieber etwas blauäugig an die Umsetzung.
Das führte dazu, dass insbesondere die Komplexität mich beinahe an die eine oder andere Grenzen stoßen ließ. Ich bin handwerklich durchaus talentiert, aber an einigen Stellen fehlte mir einfach die Geduld, die dann aber zum Glück mein Sohn aufbrachte. Der Arbeitsaufwand war zwar insgesamt auch deutlich höher, als erwartet, doch damit konnte ich besser umgehen. Völlig daneben lagen wir allerdings mit den Kosten. Ohne hier jetzt über Zahlen sprechen zu wollen, sei soviel gesagt: Unser Urlaubsbudget, das ja eigentlich die Kosten für den Pool begrenzen sollte, reichte gerade einmal zur Anschaffung des Beckens, samt Zubehör und Pumpanlage. Nicht einkalkuliert waren die Heizung, die Außenanlage, die unzähligen Kleinteile, wie die Rohrleitungen und natürlich auch die sieben Leihcontainer, die wir zur Abfuhr des Erdaushubs benötigten. So lagen wir am Ende grob geschätzt gut beim Doppelten der ursprünglich geplanten Kosten. Glücklicherweise hatten wir einen familiären Sponsor, der unser Projekt tatkräftig unterstützte. Anderenfalls wäre eine deutlich bescheidenere Lösung dabei herausgekommen.
Diese letzten Zeilen des Blogs schreibe ich gerade auf der Terrasse bei etwa 30 Grad im Schatten. Wir waren heute bereits viermal im Wasser (einmal auch in meiner Homeoffice-Mittagspause) und es war jedesmal ein Genuss. Auch wenn wir jetzt neue Herausforderungen meistern müssen (der Pool wurde nach einem heftigen Pollenflug gelblich-trüb), möchten wir die Anlage nicht missen. Außerdem bin ich inzwischen in einem Alter, wo ich als Ausgleich zur Büroarbeit sehr gerne etwas kräftezehrendes mache. Im Rückblick betrachtet, war das Projekt für mich genau das Richtige. Auf der mediterran selbst gestalteten Terrasse sitzen, einen Sangria schlürfen, ab und zu in den Pool springen und den Sommer genießen – der Standard-Spruch meiner Frau dazu jeden Abend: “Das ist wie Urlaub!”
Dem ist nichts hinzuzufügen.