Scroll Top
Henry L. Hasse
Die Irrfahrt der Agfalon
Unspektakuläre Geschichte über Außerirdische und Menschen
An dieser Stelle sollte eigentlich das Cover des beschriebenen Buches abgebildet werden. Leider lässt dies unser deutsches Urheberrecht nicht zu. Daher müsst Ihr leider mit einem Symbolbild Vorlieb nehmen.

Unzählige Science-Fiction-Romane haben im Laufe meines Lebens bereits auf meinem Nachttisch gelegen und der weitaus größte Teil davon ist längst dem Vergessen anheim gefallen. Und auch das vorliegende Buch „Die Irrfahrt der Agfalon“ wird sehr wahrscheinlich dieses Schicksal ereilen. Nicht, weil es besonders schlecht ist, nein, es beinhaltet sogar in gewisser Weise eine Botschaft, doch insgesamt gesehen ist es schlicht zu unspektakulär.

Ein weitgehend unbekannter Autor

Eigentlich schreibe ich zum Einstieg stets etwas über den Autor. Doch zu meinem Bedauern konnte ich außer ein paar Eckdaten wenig Gehaltvolles finden. Hasse kam 1913 in Indiana, USA zu Welt. Er veröffentlichte seine erste Kurzgeschichte „The End of Thyme“ im Jahr 1933 im SF-Magazin „Wonder Stories“. Im Laufe seiner Karriere arbeitete er mit einer Reihe anderer berühmter Schriftsteller zusammen. So war er beispielsweise am ersten Buch von Ray Bradbury beteiligt. Hasse starb 1977 in Los Angeles.

Außerirdische und Menschen mit Problemen

Im Roman „The Stars will wait“ (1968), so der Originaltitel von „Die Irrfahrt der Agfalon“, befindet sich ein Raumschiff vom Planeten Dhukesh in einer misslichen Lage. Mit den letzten Energiereserven kreuzen Kommandant Daon Priinl und seine Mannschaft weit ab von ihrer Heimat in einem fremden Sonnensystem, verzweifelt auf der Suche nach spaltbarer Materie. Die benötigt er sowohl für den Heimflug, als auch, um seine Regierung zufriedenzustellen. Denn einziger Zweck der Mission war das Finden entsprechender Energiequellen. Sie stoßen bei ihrer Suche auf die Erde, wo ein letzter Rest Menschen nach einem Atomkrieg versucht, eine neue Zivilisation aufzubauen. Angeführt wird die kleine Gruppe Überlebender von Donal und der jungen Psychologin Maryli. Es kommt zu ungewöhnlichen Verhandlungen zwischen den Vertretern zweier völlig unterschiedlicher Gesellschaftsformen, bei der die junge Frau sich als überaus geschickt erweist.

Zum Vergessen kurzweilig

Meine Erwartungen waren gering, als ich das Buch aufschlug. Allzu oft hatte ich in der Vergangenheit Science-Fiction-Romane aus dem Hause Bastei Lübbe gelesen, die man mit Fug und Recht der Trivialliteratur zurechnen kann. Wenig vergnüglich geschriebene Geschichten mit schlichtem Plot und ohne jegliche Eigenständigkeit – gelesen und vergessen. Zu meiner Überraschung passt „Die Irrfahrt der Agfalon“ nur in einem Punkt in dieses Muster. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern von Bastei Lübbe, ist der Roman durchaus unterhaltsam. Der Autor hält sich mit den üblichen SF-Elementen deutlich zurück und stellt seine ungewöhnlichen Protagonisten in den Vordergrund. Die Verhandlungen zwischen den Menschen und den Außerirdischen von Dhukesh entwickelt er zu einem Psychoduell, bei dem mit allen Tricks gearbeitet wird. Beide Seiten haben ein ernstes Problem, doch niemand wagt es zunächst, seine Schwäche zu offenbaren. Hasse schafft es, den Leser mit einer eher unspektakulären Handlung dank seines lockeren, ungestelzten Schreibstils bei der Stange zu halten. Das intellektuelle Kräftemessen der feinfühligen und mit telephatischen Fähigkeiten ausgestatteten Maryli und dem aus einer dekadenten, gleichzeitig aber auch kriegerischen Gesellschaft stammenden Priinl macht neugierig. Man möchte irgendwie schon wissen, was die junge Frau plant und wie das diplomatische Duell am Ende ausgehen wird.

Symbol Thema Science Fiction

Dennoch ist die Geschichte auch ein wenig unausgewogen. Besonders das Leben der kleinen Menschengruppe hinterlässt eine ganze Reihe Fragen. Denn mit der Landung der Dhukesher auf der Erde verliert sich der Handlungsstrang der Menschen ein wenig und die Probleme, die anfangs noch ausgiebig beschrieben wurden, weichen weitgehend den Verhandlungen. Dass Maryli mit ihrem taktischen Schachzug auch den Fortbestand der stagnierenden Erdbevölkerung sichern will, wird nur bedingt deutlich. Und so gewinnt man den Eindruck, als habe der Autor ursprünglich eine ganz andere Handlung im Kopf gehabt, sich dann aber in den Wortgefechten zwischen Priinl und Maryli verloren.

Fazit

Dennoch ist „Die Irrfahrt der Agfalon“ recht kurzweilig, da die Handlung sehr übersichtlich und der Schreibstil leicht zu lesen, aber nicht allzu trivial ist. Einziges Manko, und damit reiht sich das Buch dann doch in gewisser Weise in das Bastei-Lübbe-Muster ein, ist der unspektakuläre Plot. Der führt dazu, dass man Maryli, Priinl und die Verhandlungen um spaltbare Materie schon nach wenigen Tagen wieder vergessen hat. Wer sich aber mal für ein paar Abende ohne übermäßigen Anspruch und kopflastigem Tiefgang unterhalten lassen möchte, macht mit dem Roman nichts falsch. Einziger Fehler wäre, zuviel zu erwarten.

Action
3/5
Humor
3/5
Spannung
3/5
Lesespaß
3/5
Mein Urteil
3/5

Deine Nachricht

Cookie-Information
When you visit our website, it may store information through your browser from specific services, usually in form of cookies. Here you can change your privacy preferences. Please note that blocking some types of cookies may impact your experience on our website and the services we offer.