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Groff Conklin (Hrsg.)
Unirdische Visionen
Auf der Suche nach Höhepunkten
An dieser Stelle sollte eigentlich das Cover des beschriebenen Buches abgebildet werden. Leider lässt dies unser deutsches Urheberrecht nicht zu. Daher müsst Ihr leider mit einem Symbolbild Vorlieb nehmen.

Immer wieder geschieht es, dass ich nach einem Buch greife, das auf den ersten Blick interessant erscheint, im Laufe des Lesens aber deutliche Schwächen offenbart, die schnell zu Langeweile führen. Die Handlung ist dann entweder banal, undurchsichtig (ohne Auflösung), konzeptlos oder schlicht zu trivial. Nicht dass ich etwas gegen Trivialliteratur habe, ganz im Gegenteil, Science-Fiction und Fantasy sind meine bevorzugten Genres und beides kann man getrost der Trivialliteratur zurechnen. Aber dennoch gibt es auch unter den Werken dieses Metiers Bücher, die man schon während es Lesens wieder vergisst. Es fehlt das Herausragende, der Faktor, der sich im Gehirn festsetzt, an den man sich immer mal wieder gerne erinnert. Die Kurzgeschichtensammlung „Unirdische Visionen“ des Herausgebers Groff Conklin ist ein solches Buch.

Fünf Alien- und Zukunftsgeschichten ohne Biss

Wenn man an Science Ficition denkt, kommen einem oft zunächst Aliens in den Sinn, die sich entweder mordend über die Menschheit hermachen oder auf friedliche Weise Kontakt zu uns aufnehmen möchten, von uns aber feindselig empfangen werden. Gleich danach denkt man aber auch an die Welt der Zukunft. Man erwartet technologische, gesellschaftliche oder politische Entwicklungen, die es in der fernen Zukunft einmal geben könnte und die unser Leben dann entweder komfortabler machen oder es schikanieren. Man kann sich kaum dagegen wehren. Man verfällt fast schon automatisch auf eines der beiden Klischees. Das Buch „Unirdische Vision“ bedient genau diese beiden Themen in seinen fünf Geschichten, die von mehr oder (mir) weniger bekannten Autoren stammen.

In „Kleinarbeit“ von Eric Frank Russell (1905 – 1978) untersuchen zwei Ermittler in der heutigen Zeit diverse unerklärliche Banküberfälle und andere seltsame Vorkommnisse in ihrer Stadt und müssen sich im Laufe ihrer polizeilichen Ermittlungen eingestehen, dass sie es mit einem außerirdischen Bankräuber zu tun haben. Ein zunächst ungleich scheinender Wettlauf beginnt.

Bedingt menschlich“ von Walter M. Miller jr. (1923 – 1996) befasst sich mit der Frage, wann ein Lebewesen mit menschlichen Zügen als Mensch gilt. Ist es nur der Umstand der natürlichen Geburt oder wird es bereits durch Physiognomie und Eigenschaften zum Menschen, auch wenn es künstlich erschaffen wurde? In einer überbevölkerten Welt einer nicht allzu fernen Zukunft erhalten nur „würdige“ Menschen die Erlaubnis, Kinder zu zeugen. Um jedoch den natürlichen Wunsch nach Kindern auch für die „Unwürdigen“ zu ermöglichen, gibt es für diese Gesellschaftsgruppe die Möglichkeit, industriell gezüchtete Wesen zu erwerben, die wie Kleinkinder aussehen und sich auch so verhalten. Obwohl diese „Kinder“ so entwickelt wurden, dass sie ein bestimmtes Alter nicht überschreiten und nur begrenzt lernfähig sind, gibt es immer wieder Fehlzüchtungen, die dann von Mitarbeitern einer speziell dafür eingerichtete Behörde vernichtet werden. Einer dieser Mitarbeiter gerät in einen Gewissenskonflikt, als er und seine Frau feststellen, dass sie selbst eine solche Fehlzüchtung besitzen und dass dieses „Kind“ menschlicher ist, als sie es zunächst wahrhaben wollen.

Ein abgestürztes Raumschiff, aus dem ein Ei geborgen wird, dem ein Marsianer entschlüpft. Dies ist die Ausgangssituation in „Vorsicht geboten“ von Raymond Z. Gallun (1911 – 1994). Der junge Marsianer wird von einem engagierten Wissenschaftlerteam aufgezogen bis sich die Gelegenheit bietet, ihn in seine Heimat zurück zu schicken. Die Wissenschaftler begleiten ihn nach Hause und finden sich plötzlich in vertauschten Rollen wieder.

Damon Knight (1922 – 2002) erzählt von einer fernen Zukunft, in der es auf der Erde weder Krankheit noch Tod gibt. Der medizinische Fortschritt ermöglicht den Menschen ein ewiges Leben in Jugend. „Dio, der Planer“ muss jedoch eines Tages feststellen, dass er anders ist. Er altert – und ist hin und her gerissen zwischen seinem Wunsch, wie alle anderen jung und lebendig zu sein und der Faszination, die das Altern ihm bietet.

Symbol Thema Science Fiction

Jeder Mensch hat einen Schatten, wenn er im Lichtschein steht. Wie wäre es aber, wenn dieser Schatten in gewisser Weise ein Eigenleben hätte. In der Geschichte „Die Schattenwelt“ von Clifford D. Simak (1904 – 1988) macht ein Forscherteam auf einem fremden Planeten genau diese Erfahrung. Während ihrer Arbeit gesellt sich zu jedem Mitglied des Teams ein Schatten, der ihm auf Schritt und Tritt folgt. Jeglicher Versuch der Kommunikation mit den Wesen scheitert, aber böswillige Absichten scheinen sie ebenfalls nicht zu haben. Und so fügen sich die Forscher, wenn auch etwas widerwillig, in ihr Schicksal, bis es ihnen gelingt, einen der Schatten zu überlisten.

Kaum gelesen, schon vergessen

An sich befassen sich die fünf Geschichten mit ansatzweise originellen, auf den ersten Blick interessanten und teilweise sogar philosophischen Themen. Während des Lesens kommt zeitweise auch so etwas wie Kurzweil auf. Insbesondere „Die Schattenwelt“ ist zudem noch recht amüsant. Und doch werde ich das Buch, sobald es wieder im Bücherregal verschwunden ist, vergessen haben. Denn keine der Geschichten hat mich richtig gefesselt oder gar fasziniert. Sicherlich habe ich ein wenig darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn es menschliche „Haustiere“ gäbe und wie sich die Gesellschaft ethisch und moralisch entwickelt haben muss, damit es überhaupt soweit kommen konnte. Doch diese Gedanken dauerten nur so lange an, wie ich für das Lesen der Geschichte benötigte. Auch die philosophische Frage, ob Unsterblichkeit wirklich erstrebenswert ist, hat mich ein wenig beschäftigt – aber eben nicht allzu lange. Denn den Handlungen der Geschichten fehlte die Würze, die Zutat, die einen an die Seiten fesselt. Der letzte Absatz sollte Fragen aufwerfen, zum Nachdenken anregen oder einfach nur ein „Wow!“ zurücklassen, das durch Originalität oder Phantasie hervorgerufen wird. Doch statt dessen plätschern die Stories so dahin um schließlich zwar weitgehend offen aber ohne weitere Wirkung zu Enden.

Historisch mag dieses Buch möglicherweise eine gewisse Bedeutung haben, da es 1968 veröffentlicht wurde und somit die Sichtweise dieser Zeit ein wenig vermittelt. Mit dem Horizont und dem Wissen des heutigen Lesers kann dieses Buch nur unter „Gelesen, gelangweilt – vergessen“ abgelegt werden.

Mein Urteil
2/5

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