Eine Insel der USA ist der Ort der Handlung. Dort wird der zehnjährige Tom Pasmore auf der Flucht vor aggressiven Jugendlichen von einem Auto angefahren und schwer verletzt. Mehrere Monate liegt er im Krankenhaus und bekommt Anfangs nur schemenhaft mit, was um ihn herum geschieht. Er weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass einige Personen, denen er während seines Krankenhausaufenthaltes begegnet, später eine entscheidende Rolle in seinem Leben spielen werden. Dann ein Sprung um mehrere Jahre: Tom ist 17, seine Mutter ein nervliches Wrack, sein Vater stets schlecht gelaunt und mit seinem Leben unzufrieden. Und auch zu seinem reichen und dominanten Großvater hat er keine besonders gute Beziehung. In dieser Zeit freundet sich Tom mit dem geheimnisvollen und zurückgezogen lebenden Lamont von Heilitz an. Tom muss feststellen, dass sich hinter der unergründlichen Fassade des Mannes ein genialer Detektiv verbirgt, der einst eine gewisse Berühmtheit besaß. Tom ist besonders deshalb fasziniert von den Geschichten, die von Heilitz erzählt, weil auch er selbst einem nie wirklich geklärten, angeblichen Selbstmord auf die Spur gekommen ist. Eine Spur, die einst auch von Heilitz verfolgt hat. Gemeinsam machen sie sich an die Aufklärung, was Tom schließlich in Lebensgefahr bringt.
Die Charaktere, allen voran der des Tom Pasmore, sind im Gegensatz zur verwirrenden Stadt, meist völlig konturlos. Bis auf einige wenige „Höhepunkte“ drängt sich mir das Gefühl auf, Tom nimmt an der Handlung nur als Zuschauer teil. Die Erzählung ist statisch, Emotionen, Gefühle oder Beweggründe für die Handlungsweisen des Jungen besitzen nur selten die Fähigkeit, eine Spannung zu erzeugen. Tom verliebt sich in die Tochter eines reichen Ehepaars und schläft sogar mit ihr. Doch er reagiert nur mäßig besorgt, fast schon teilnahmslos, als sie auf einer großen Feier der reichsten Familie der Insel als Verlobte des arroganten Sohnes präsentiert wird. Selbst die Sorge um seine psychisch labile Mutter, die von seinem Großvater beherrscht wird, oder die Streitereien mit seinem Vater finden irgendwie nur beiläufig und weitgehend emotionslos statt. Höhepunkte sind die Szenen, in denen von Heilitz auftritt. Dies ist der einzige Charakter, der in gewisser Weise Tiefgang besitzt – zumindest im Vergleich zu den übrigen Protagonisten. Und in seiner Gegenwart liefert auch der Charakter Tom Pasmore seine emotionsreichsten Leistungen.
Um diesen Handlungsrahmen spannt sich eine Geschichte, in die wirklich einzusteigen mir während des Lesens kaum gelungen ist. Zu viele Personen verhalten sich unergründlich bis unlogisch, zu bizarr sind die Handlungsorte und dann noch diese seltsamen Straßennamen. Möglicherweise liegt es an der schlechten deutschen Übersetzung, dass die Fahrten von Tom durch die Stadt Mill Walk mal durch eine normal benannte „Eastern Shore Road“ führen, dann aber wieder durch die „Calle Hoffmann“ oder „Calle Burleigh“. Mag sein, dass es Straßen in den USA gibt, die solche Namen besitzen, aber deren ständige Aufzählung bei Toms Fahrten durch die Stadt tragen nicht gerade zum Fluss der Geschichte bei.
Die Kriminalgeschichte, in der sich die Handelnden bewegen, hat sich mir nicht so recht erschließen wollen. Zu viele waren involviert, Namen und Orte in Verbindung zu bringen war aufgrund ständiger Rückblicke nur schwer möglich. Alles wirkte auf mich verwirrend und fügte sich erst ganz am – zugegebenermaßen überraschenden – Ende zumindest teilweise zusammen.
600 Seiten lang hatte Peter Straub Zeit, mich in eine Geschichte zu entführen, die aufgrund eines durchaus interessanten Handlungsortes und einer ganzen Reihe von Personen mit Potenzial eine gute hätte werden können. Doch mir ist es nicht gelungen, in die emotions- und weitgehend spannungslos dahin plätschernde Handlung mit unzähligen verwirrenden Details hinein zu finden. Am Ende schafft es der Autor zwar kurz, mich zu fesseln – auch weil erst dann einige Dinge klarer werden – doch entschädigt dies kaum für die Anstrengung, die es erforderte, mich durch die übrigen 500 Seiten zu quälen. Schade, denn von Peter Straub hätte ich wirklich mehr erwartet. Übrigens: Weshalb Tom Pasmore am Anfang der Geschichte zunächst fast sterben muss, ist mir bis zum Schluss nicht klar geworden.