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K.H. Scheer
Über uns das Nichts
Das war "Nichts" in jeder Hinsicht
An dieser Stelle sollte eigentlich das Cover des beschriebenen Buches abgebildet werden. Leider lässt dies unser deutsches Urheberrecht nicht zu. Daher müsst Ihr leider mit einem Symbolbild Vorlieb nehmen.

Trivialliteratur soll »einfach, allgemein verständlich und leicht zu erfassen« sein. So zumindest wird es bei Wikipedia definiert. In aller Regel bin ich ein Verfechter dieses einfachen Stils, denn »einfach« ist vielfach nicht gleichbedeutend mit einfältig oder schlicht gestrickt. Vielmehr werden Geschichten dieser Stilrichtung in einer leichten, für jeden verständlichen Sprache erzählt.

Doch es kann auch ganz anders sein. Das beweist K.H. Scheer mit seinen Science-Ficition-Romanen immer wieder aufs neue.

Der Begründer von Perry Rhodan?

Karl-Herbert Scheer, geboren 1928 in Hessen, gestorben 1991 in Bad Homburg, war einer der großen deutschen Science-Fiction-Autoren. Mit seinem ersten Buch »Stern A funkt Hilfe«, das er 1948 schrieb, machte er schnell als erfolgreicher Schriftsteller Karriere. Gemeinsam mit Walter Ernsting entwarf er 1961 die Welt des Perry Rhodan und steuerte den Handlungsverlauf dieser Serie bis zur Ausgabe 674 selbst (wenn er auch nicht alles selbst schrieb).

Die Handlung

Der Roman »Über uns das Nichts« entstand 1957 und war das erste von zwei Büchern über den Telepathen und Androiden Gesko Speed. Der rast in Folge eines Geheimauftrags mit seinem Raumschiff in halsbrecherischer Geschwindigkeit in unser Sonnensystem hinein und wird schließlich von den eigenen Abwehrsystemen abgeschossen. Doch er wäre nicht Gesko Speed, und wäre nicht erst die Hälfte des Buches um, würde sich nicht dennoch eine Rettungslösung auftun. Denn trotz eines zerstörten Körpers bleib sein Gehirn aktiv. Das setzt ein genialer Wissenschaftler in einen Androidenkörper ein, in dem der Held weiterlebt. Schon bald übernimmt er, so auch noch mit unermesslichen Kräften ausgestattet, einen neuen Auftrag. In einem fernen Sonnensystem soll er die Versklavung von Menschen durch die mächtigen, aber sehr ungewöhnlichen Bewohner eines Planeten erforschen und beenden.

“Nichts” in jeder Hinsicht

Gesko Speed kann alles – außer freundlich. Diesen Eindruck hatte ich zumindest von diesem Superhelden. Ganz im Gegensatz zu K.H. Scheer, der es mit dem 161 Seiten kurzen Roman trotz actionreicher Handlung nicht eine Sekunde geschafft hat, Spannung zu erzeugen. Spannung heißt für mich, ich möchte während des Lesens unbedingt wissen, wie es weitergeht. Das darf zeitweise auch dazu führen, dass ich mich zwingen muss, das Buch zur Seite zu legen. Ganz anders hier. Obwohl ständig irgendetwas passiert und man eigentlich nicht zur Ruhe kommen sollte, begann ich mich oft schon nach zwei oder drei Seiten zu langweilen. Grund dafür ist zum einen der völlig überdrehte Stil, der einen durch eine inkonsistente Handlung peitscht, wobei das kurze Buch auch noch in zwei etwa gleichlange Teile zerfällt – einer bis zum Abschuss von Geskos Raumschiff und einer danach. Beide Teile haben außer dem Hauptcharakter sonst nichts miteinander zu tun.

Symbol Thema Science Fiction
Foto: Xu Haiwei

Eine weitere Ursache für die Langeweile ist das völlig überflüssige, weil unverständliche technische Geschwafel, das zwar hochintelligent wirken soll, in aber keinesfalls irgendetwas zur Handlung beiträgt. Und schließlich führt die inflationäre Verwendung von Superlativen, und Gesko Speed ist hier die Personifizierung einer Superlative, zu schnellen Ermüdungserscheinungen. Dieses Gehirn in einem Androidenkörper kann alles, weiß alles und ist jeder Situation gewachsen. Nur menschlich ist er die totale Niete. Angesichts einer drohenden Gefahr, die im schlimmsten Falle zum Tod der gesamten Raumschiffbesatzung führen kann, hat er nichts besseres zu tun, als seiner Crew auf ziemliche arrogante Weise zu präsentieren, welche Superkräfte er besitzt. Damit will er wohl verdeutlichen, dass sie sich daher keine Sorgen zu machen brauchen. Von Empathie angesichts der Angst des Teams keine Spur.

Am Ende stoßen Speed und seine Mannschaft schließlich auf Außerirdische, die in ihrer Fremdartigkeit viel Potenzial besitzen und ich gestehe dem Autor ein, hier eine interessante Spezies kreiert zu haben. Doch zur Entfaltung dieses Potenzials und einem daraus resultierenden, echten Showdown kommt es nicht so recht, denn Gesko Speed ist ja zur Stelle und bringt mit seinen Superkräften wieder alles ins Lot.

Fazit

Der Roman »Über uns das Nichts« erinnert mich sehr stark an die Skylark-Romane von Edward E. Doc Smith (die allerdings noch eine Idee schlimmer sind). Superlativen bis einem schwindelig wird, und ein Superheld, der eigentlich (fast) alles kann, ergeben am Ende ein superlangweiliges Beispiel für Trivialliteratur, die ihrer wortwörtlichen Bedeutung dieser Bezeichnung alle Ehre macht. Der Roman war weder unterhaltsam, noch spannend und kann eigentlich nur Literaturhistorikern als abschreckender Teil der Entwicklung von SF-Literatur dienen. Meine Empfehlung: Bloß nicht lesen!

Action
4/5
Anspruch
1/5
Suchtfaktor
0/5
Spannung
2/5
Mein Urteil
1/5

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