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Auf diese Premiere
hätte ich gerne verzichtet
Profitcenter Krankenhaus - Nah-Erfahrung mit einem staatlich gewollten Paradoxon

Der Filme “After Earth” war nur leidlich spannend. Dafür hatte es der Nachtisch, den meine Frau zubereitet hatte, so richtig in sich – und das gleich in zweierlei Hinsicht:

  • Er war super-lecker.
  • Er hat mich schnurstracks ins Krankenhaus gebracht (was aber nicht an der Nachspeise selbst lag).

Und so liege ich nun da mit Bauchkrämpfen in der Notaufnahme der Gifhorner Klinik, zusammengekrümmt und mit Stakkato-Atmung, und “erfreue” mich an meinem ersten Mal als Patient in einem Krankenhaus. Ich komme trotz vollem Warteraum als akuter Fall sofort dran. Kurze Erläuterung meiner Schmerzen vor dem diensthabenden Arzt und ran an den Tropf. Am nächsten Tag erfahre ich, dass das Schmerzmittel einen Elefanten ruhig gestellt hätte. Naja, passt ja irgendwie zu mir.

Die Nacht gestaltet sich weitgehend schlaflos. Statt dessen lausche ich den Geräuschen der Notaufnahme: Aus dem Nachbarzimmer klingt brüllaffengleich das Geräusch eines Mannes, der sich die Seele aus dem Leib zu kotzen scheint. Aus der anderen Richtung das Schreien, Weinen und Flehen einer offensichtlich nicht deutschsprachigen Frau, die über Minuten von einem Arzt malträtiert wird. In den Quälpausen sagt er stets so etwas wie “Nur noch einmal!” oder “Jetzt wird es nochmal ganz schlimm, aber dann…”. Nein, zu Ende ist die Tortur dann noch immer nicht. Die Folter geht weiter. In den Pausen und während dessen ist fast 10 Minuten lang die dünne Stimme einer weiteren Frau zu hören. Klagend, weinerlich und kraftlos wiederholt sie immer das gleiche Wort: “Hilfe!” Dabei zieht sie das “i” wie bei einem Kirchengesang in die Länge. Doch niemand erhört sie.

Momentaufnahme aus einem deutschen Krankenhaus, das als Profit-Unternehmen Kosten einsparen muss, wo es geht. Denn als GmbH muss hier Gewinn erzielt werden und Kosten werden nun mal durch eine adäquate Patientenbetreuung erzeugt. Da gibt es Einsparpotenzial.

So tickt unser deutsches Gesundheitssystem!

blog_hospital

Ich habe mich nach der zweiten weitgehend schlaflosen Nacht selbst entlassen. Das Krankenhaus war nicht in der Lage mir innerhalb von zwei Tagen eine passende Untersuchung angedeihen zu lassen. Eine dritte Nacht in der Klinik habe ich im Angesicht eines plötzlich gar nicht mehr so freundlichen Arztes abgelehnt. Dazu musste ich unterschreiben, dass diese Entscheidung ggfls. auch meinen Tod zur Folge haben kann. Ja, genau so steht das in dem entsprechenden Dokument, und setzt damit den selbstverantwortlichen Patienten, den Abbrecher, den Kostentreiber, gewaltig unter Druck. Gesagt wird einem aber, das dies eine Frage der Haftung sei. Wer’s glaubt…

Ich bin jetzt auf jeden Fall wieder zu Hause, fühle mich besser und weiß sicher, dass der nächste Krankenhausaufenthalt sehr sehr lange auf sich warten lassen darf!

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