Ich bilde mir nicht ein, nur weil ich jetzt ein erstes Buch veröffentlicht habe, ein großartiger Schriftsteller zu sein. Dazu bin ich viel zu selbstkritisch, nicht zuletzt, weil ich als jemand, der selbst viel liest, weiß, was einen guten Autor ausmacht. Dennoch haben mir verschiedene, teilweise durchaus kritische Leser bestätigt, dass die Geschichten in meinem Buch einen gewissen Unterhaltungswert besitzen. Also gedachte ich, für das Werk eine etwas breitere Leserschaft zu suchen und meldete mich bei lovelybooks.de an. Mir gefiel der Aufbau der Seite, die Community und vor allem die Möglichkeit, mit dem Leser direkt in Kontakt zu treten. Denn ich weiß nur zu gut, dass ich noch in einer Lernphase bin und sicherlich vieles an Aufmachung und Schreibstil noch verbesserungswürdig ist.
Voller froher Erwartung auf angeregten Meinungsaustausch fragte ich bei lovelybooks.de an, wie ich es erreichen könne, in die Autorenriege aufgenommen zu werden, zumal ja mein Buch auch schon auf dem Portal gelistet war. Mit der Antwort, die ich erhielt, wurde mir aber ein Dämpfer verpasst, der mich zunächst erschreckte und dann wütend machte. Denn in einer netten E-Mail teilte mir die Autorenbetreuerin mit, dass ich doch erst einmal einen Bestseller schreiben solle, dass man doch nicht Krethi und Plethi aufnehmen könne, man wolle ja seinen Lesern eine hohe Qualität gewährleisten. Auch wenn dies nicht der exakte Wortlaut der Nachricht war, sondern mir dies in zuckersüßen Vokabeln serviert wurde, so war es letztendlich doch der Kern der Antwort. Ich war also der elitären Hallen von lovelybooks.de nicht würdig und Qualität ist nur, was hohe Verkaufszahlen aufweist und naja, was sind schon Selfpublisher? Wer keinen Verlag hat, kann niemals wirklich gut sein, sonst hätte er ja einen Verlag.
Wie gesagt, ich halte mich eher für einen durchschnittlichen Autor, doch die Einstellung von lovelybooks.de ist mir derart zuwider, dass ich mich sogar bewogen fühlte, diesen Blog zu schreiben. Es gibt unzählige sehr gute Autoren, die aus den verschiedensten Gründen keinen Verlag haben. Vielleicht haben sie einfach keine Lust auf Rummel, wollen sich nicht binden, haben keine Zeit, unterschätzen sich selbst maßlos oder, wie bei mir, lehnen die großen Verlage schlichtweg ab. Denn wer sich einmal in die Fänge der VG Wort begibt, was im Grunde die Voraussetzung dafür ist, von einem großen Verlag überhaupt erst einmal wahrgenommen zu werden, der kommt da nie wieder heraus. Dann noch einen Vertrag mit einem der namhaften Publisher und schon hat man, etwas überspitzt gesagt, seine Seele an den Teufel verkauft. Die GEMA macht es auf der musikalischen Seite vor, die VG Wort macht es nach.
Offensichtlich kann sich lovelybooks.de nicht vorstellen, Qualität auch jenseits des Mainstream zu finden. Statt dessen definieren sie Qualität mit Verkaufszahlen, und wenn ich mir als abschreckendes Beispiel das Bestsellerbuch von Dieter Bohlen anschaue, wird mir klar, wohin der Hase läuft. Denn wer ist es denn, der einzig und alleine auf Verkaufszahlen starrt: Die Verlagslobby. Die Vertreter dieser Lobby verfügen über keinerlei Interesse an der Literatur. Das ist in vielen Äußerungen dieser Damen und Herren immer wieder deutlich geworden. Statt dessen geht es ihnen nur um Besitzstandswahrung und Gewinnmaximierung. Die Werke derer, deren Vertreter sie eigentlich sein sollen, dienen da lediglich als Mittel zum Zweck. Und in meinen Augen outet sich lovelybooks.de mit der Ablehnung von unbekannten Autoren als ein solcher Lobbyvertreter – zwar in der Maske eines Social Networks, aber dennoch ausschließlich dem Mammon verschrieben, ein Büttel der Verlage.
Selbst wenn ich der genialste Schriftsteller der Welt wäre, würde ich mich nicht als Befriedigungswerkzeug der Verlagsaktionäre prostituieren wollen. Die Neunmalklugen werden jetzt sagen: “So ein Quatsch! Ab ein einem bestimmten Preis ist jeder käuflich.” Darauf kann ich nur erwidern: Ich habe schon so manches Mal in meinem Leben Entscheidungen gegen Geld und Erfolg und für Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit getroffen. Ich bin viel zu dumm, um auf Bestechung welcher Art auch immer anzuspringen (zumindest nach Ansicht der Neunmalklugen).
Für mich war die Erfahrung mit lovelybooks.de eine Rückkehr auf den Boden der Tatsachen. Von dem kleinen Höhenflug, den ich erlebte, als ich mein erstes Buch in Händen hielt, der Freude, als die ersten Exemplare über den Verkaufstresen gingen und den positiven Rückmeldungen meiner ersten Leser bin ich nun wieder in der realen Welt angekommen. Und ich weiß, Erfolg hat nur der, der ohnehin schon erfolgreich ist. Einige wenige haben das Glück, die richtigen Leute zu kennen und noch viel weniger sind wirklich so herausragend gut, dass sie selbst die großen Verlagshäuser um den kleinen Finger wickeln können. Doch die unzähligen wirklich hervorragenden, aus den verschiedensten Gründen aber unbekannten Autoren werden eine breite Leserschaft, der ausschließlich die Geschichten wichtig sind, nie erreichen – weil sie keine Lobby haben.
Wie sich herausstellte, als ich mich aus Frust mehrere Stunden auf Recherche in den Weiten des Internets bewegte, gibt es für diese Autoren zurzeit weit und breit auch keine Community, in der sie sich dem Leser vorstellen können. Daher denke ich gerade intensiv darüber nach, ein solches Portal, ausschließlich für Selfpublisher zu eröffnen. Dann brauchen sich die vielen guten unabhängigen Autoren nicht mehr der Überheblichkeit einer lovelybooks.de auszusetzen, sondern finden Gleichgesinnte und Leser, mit denen sie sich austauschen können und die dafür sorgen, dass ihre Werke bekannter werden. Vermutlich habe ich noch keine Vorstellung, was ich mir mit dieser Idee aufbürde. Möglicherweise stelle ich schon bald fest, dass der Plan doch eine Nummer zu groß für mich ist. Aber der Wunsch, diese Plattform zu schaffen ist im Augenblick extrem stark – und sei es nur, um lovelybooks.de eins auszuwischen.